Vorwort

Hochwasser der Weißen Elster in Gera (TLUG, 2013)
Hochwasser der Weißen Elster in Gera (TLUG, 2013)
Kreislauf des Hochwasserrisikomanagements (TMUEN, 2016)
Kreislauf des Hochwasserrisikomanagements (TMUEN, 2016)
Hochwasser der Weißen Elster in Gera (TLUG, 2013)
Hochwasser der Weißen Elster in Gera (TLUG, 2013)
Kreislauf des Hochwasserrisikomanagements (TMUEN, 2016)
Kreislauf des Hochwasserrisikomanagements (TMUEN, 2016)

Hochwasser sind Naturereignisse, die zu jeder Jahreszeit und mit unterschiedlicher Intensität auftreten können. Einen absoluten Schutz vor Hochwasser gibt es nicht. Gemäß Wasserhaushaltsgesetz (§ 5 Abs. 2 WHG) ist daher "jede Person, die durch Hochwasser betroffen sein kann, im Rahmen des ihr Möglichen und Zumutbaren verpflichtet, geeignete Vorsorgemaßnahmen zum Schutz vor nachteiligen Hochwasserfolgen und zur Schadensminderung zu treffen."

Um die bestehenden Hochwasserrisiken effektiv und nachhaltig abzumildern, müssen alle Phasen vor, während und nach einem Hochwasserereignis einbezogen werden (siehe Abbildung „Kreislauf des Hochwasserrisikomanagements“). Zu solch einem integrierten Managementkonzept gehört neben Maßnahmen zum technischen Hochwasserschutz sowie zur Bewältigung von Hochwasserereignissen vor allem auch eine umfassende Hochwasservorsorge.

Die Möglichkeiten der Hochwasservorsorge sind vielfältig und gemeinschaftliches Handeln von Bürgerinnen und Bürgern, Gemeinden, der privaten Wirtschaft sowie aller im Hochwasserfall beteiligten Stellen ist für eine angemessene Risikoreduktion von zentraler Bedeutung.

Dieser web-gestützte Ratgeber dient der Bürgerinformation über Möglichkeiten der privaten Vorsorge (Eigenvorsorge) in den Handlungsbereichen Informations-, Verhaltens- und Risikovorsorge sowie bei der Bewältigung eines Hochwasserereignisses.

Hochwasser der Weißen Elster in Gera (TLUG, 2013)
Hochwasser der Weißen Elster in Gera (TLUG, 2013)
Kreislauf des Hochwasserrisikomanagements (TMUEN, 2016)
Kreislauf des Hochwasserrisikomanagements (TMUEN, 2016)

Ausführliche Informationen zur Bauvorsorge sowie weiteren Themen der Hochwasservorsorge und Nachsorge finden Sie in der Hochwasserschutzfibel des Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat. Weiterführende Informationen finden Sie außerdem in der Linksammlung dieses Ratgebers.

Das Leben am Wasser ist attraktiv, birgt jedoch auch Gefahren. Gefährlich wird es immer dann, wenn es infolge von Schneeschmelze, Eisstau oder außergewöhnlichen Niederschlägen zu Hochwasser kommt.

Flusshochwasser

Bei lang anhaltenden Niederschlägen und manchmal auch bei Schneeschmelze steigt das Wasser in den großen Flüssen kontinuierlich an, bis es schließlich über die Ufer tritt. Solche Naturereignisse werden von den Hochwasserzentralen beobachtet. Deren Experten können recht gut vorhersagen, wann in den Flussregionen die höchsten Pegelstände erreicht werden. Die Betroffenen in den Überschwemmungsgebieten haben dadurch, je nach Lage am Flusslauf, mehr oder weniger Zeit, sich auf die Gefahr vorzubereiten.

(Urbane) Sturzflut

Bei heftigem Regen können auch Rinnsale zu reißenden Flüssen werden und über die Ufer treten. Das besonders Tückische daran ist, dass sich diese Ereignisse selten lange vorher ankündigen. Denn wenn starker Regen einsetzt, dauert es oft nur wenige Stunden, bis Hochwasser eintritt. Die Gefahr kommt zudem nicht selten über Nacht.

In normalerweise trockenen Gegenden oder in urbanen Räumen mit vielen versiegelten Flächen führen sintflutartige Regenfälle immer wieder zu Überflutungen. Denn die Regenmassen können nicht schnell genug im Boden versickern oder durch die Entwässerungseinrichtungen (siehe auch hier) aufgenommen werden. So staut sich das Wasser beispielsweise auf Straßen und Grundstücken und dringt schlimmstenfalls in Gebäude ein.

Grundhochwasser

Steigende Wasserstände in Flüssen und Bächen lassen auch das Grundwasser ansteigen. Dieses kann dann über das Erdreich in sonst trockene Keller eindringen. Im Extremfall kann durch Auftriebskräfte die Standsicherheit des Gebäudes gefährdet werden.

Hochwasser - Widerstehen oder Nachgeben
Hochwasser - Widerstehen oder Nachgeben (Link zum Video aus dem Kanal des Bundesamts für Bevölkerungsschutz u. Katastrophenhilfe, Foto Quelle: BBK-Video)

Seit langer Zeit versuchen die Menschen, sich an großen Flüssen und an der Küste mit Deichen zu schützen. Leider bieten jedoch auch Deiche keinen absoluten Schutz vor Überflutungen. Obwohl die Deiche immer höher und besser werden, bleibt dennoch ein gewisses Versagensrisiko, denn sie können beim nächsten Hochwasser überströmt werden oder durch die besonderen Belastungen brechen. In den Jahren 2002 und 2013 mussten das die Anwohner der Elbe leidvoll erfahren.

Allgemein verursachen Hochwasser die größten wirtschaftlichen Schäden aller Naturkatastrophen. Die Überschwemmungen der letzten Jahrzehnte – wie etwa am Rhein 1993 und 1995, an der Oder 1997, an der Donau 1999 und 2005 sowie die für Deutschland schadenintensivsten Hochwasser im August 2002 und Mai/Juni 2013 an der Elbe und der Donau - haben dies auf tragische Weise verdeutlicht.

Hochwasser - Ursache und Wirkung
Hochwasser - Ursache und Wirkung (Link zum Video aus dem Kanal des Bundesamts für Bevölkerungsschutz u. Katastrophenhilfe, Foto Quelle: BBK-Video)

Trotz der Fortschritte der letzten Jahre in der Früherkennung, Prognose und Schadensabwehr lassen sich Hochwasserereignisse und deren Folgen auch zukünftig nicht vollständig verhindern. Laut des aktuellen Sachstandsberichts des Weltklimarates IPCC ist infolge des Klimawandels zudem ein deutlicher Anstieg der Intensität und der Häufigkeit von Hochwassern sowie von Starkregenereignissen zu erwarten.

Effektive Hochwasserschutzstrategien sind daher unabdingbar. Neben dem technischen Hochwasserschutz vor Ort spielt hierbei die weiträumige Hochwasservorsorge, also alle Maßnahmen, die in Ergänzung zu technischen Schutzbauten der Reduktion von Schadenspotenzialen infolge von Flusshochwasser oder Starkregen dienen, eine entscheidende Rolle.

Die Möglichkeiten der Hochwasservorsorge sind vielfältig. Beginnend bei der Standortauswahl für eine beabsichtigte Nutzung (flächenwirksame Vorsorge), der baulichen Gestaltung der Nutzung (Bauvorsorge), der Informationsbeschaffung über lokale Gefahren und Risiken (Informationsvorsorge), dem Verhalten vor (Verhaltensvorsorge) und während des Hochwasserereignisses (Notfallmaßnahmen), der materiellen und finanziellen Vorsorge für den Schadensfall (Risikovorsorge) bis hin zur Schadensaufnahme und –beseitigung nach dem Ereignis (Regeneration und Überprüfung) sind Stadt- und Gemeindeverwaltungen, Aufgabenträger der Wasserversorgung und Abwasserbehandlung, die private Wirtschaft sowie Bürgerinnen und Bürger gleichermaßen gefordert, Verantwortung zu übernehmen. Hochwasservorsorge ist eine Gemeinschaftsaufgabe und geht alle an.