Bin ich durch Hochwasser gefährdet?
Gefahren- und Risikokarten
Im Jahr 2007 wurde die europäische Hochwasserrisikomanagementrichtlinie (EU-HWRM-RL) verabschiedet. Sie hat den grenzübergreifenden Schutz der Bevölkerung, Umwelt, Wirtschaft und Kultur vor Hochwasser sowie die Reduzierung der Risiken zum Ziel. Kern dieser europäischen Richtlinie ist die Festlegung zur EU-weiten Erstellung von öffentlich zugänglichen Hochwassergefahren- und Hochwasserrisikokarten für Gebiete mit signifikantem Hochwasserrisiko - sogenannte Risikogebiete. Jeder EU-Mitgliedsstaat war verpflichtet, die Kartenerstellung bis Ende 2013 abzuschließen. Die Produkte müssen alle sechs Jahre überprüft und bei Bedarf aktualisiert werden.
Bei großen Flüssen reicht das Hochwasser oft sehr weit in das Land hinein, und auch weit vom eigentlichen Flussbett entfernt liegende Grundstücke und Gebäude können noch von Hochwasser betroffen sein. Die Gefahr von Überschwemmungen durch Starkregen und/oder Sturzfluten ist, ohne Bezug zu einem Gewässer, flächendeckend gegeben.
Was zeigen Gefahren- bzw. Risikokarten?
Hochwassergefahrenkarten zeigen die möglichen Ausdehnungen und Wassertiefen von Überflutungsszenarien. In der Regel sind drei verschiedene Szenarien mit unterschiedlichen Eintrittswahrscheinlichkeiten dargestellt. Eine Hochwassergefahrenkarte für ein "HQ 100"-Szenario zeigt beispielsweise die Ausdehnung und Wassertiefe für ein Ereignis, das statistisch einmal in 100 Jahren zu erwarten ist.
In Hochwasserrisikokarten sind für diese Hochwasserszenarien die betroffenen Landnutzungsklassen dargestellt. Sie liefern also Informationen darüber, wo bei einem Ereignis mit bestimmter Eintrittswahrscheinlichkeit beispielsweise Wohnbauten, Industrieanlagen, Verkehrs- oder Landwirtschaftsflächen betroffen wären.
Karte ist nicht gleich Karte
Die Vorgaben der EU-HWRM-RL sind in Deutschland im Wasserhaushaltsgesetz umgesetzt. Die Erstellung von Hochwassergefahren- und Hochwasserrisikokarten obliegt den Bundesländern.
Da es keine einheitliche Regelung zur Definition und Verwendung bestimmter Hochwasserszenarien sowie zur Darstellung der Inhalte gibt, weisen die Karten der einzelnen Bundesländer zum Teil deutliche Unterschiede auf. Baden- Württemberg zum Beispiel zeigt die Szenarien "HQ 10", "HQ 50", "HQ 100" und "HQ extrem" mit Überflutungstiefen in sieben Stufen in gelbrotem Ton. Bayern hingegen definiert lediglich drei Hochwasserszenarien, nämlich "HQ häufig", "HQ 100" und "HQ extrem" mit Wassertiefen in fünf Stufen im blauen Ton.
Hochwasserrisikomanagement in Thüringen
In Thüringen wurden die Hochwassergefahren- und Hochwasserrisikokarten in Risikogebieten für jeweils drei Szenarien erstellt:
- HQ 20: Hochwasser mit hoher Eintrittswahrscheinlichkeit
- HQ 100: Hochwasser mit mittlerer Eintrittswahrscheinlichkeit
- HQ 200, "HQ extrem": Hochwasser mit geringer Eintrittswahrscheinlichkeit
In den Hochwassergefahrenkarten werden die zu erwartenden Wassertiefen in fünf Klassen (0 – 0,5 m, 0,5 – 1 m, 1 – 2 m, 2 – 4 m, > 4 m) eingeteilt und in Blaustufen dargestellt. Die Hochwasserrisikokarten weisen die in den Überflutungsbereichen liegenden Flächennutzungen der Klassen "Wohnbauten", "Industrie", "Verkehrsflächen", "Landwirtschaft", "Gewässer", "sonstige" und "unklassifiziert" auf einer bunten Farbskala aus.
Zur besseren Einschätzung lassen sich die Hochwassergefahren- und Hochwasserrisikokarten mit geographischen Zusatzinformationen, wie topographischen Karten, Verwaltungsgrenzen oder der Lage von Hochwasserschutzbauten, unterlegen.
Alle Hochwassergefahren- und Hochwasserrisikokarten für Thüringen finden Sie hier.
Benötigen Sie adressgenaue Angaben? Dann wechseln Sie zum Naturgefahren-Check.
Ist mein Haus gefährdet?
Um festzustellen, welche Hochwassergefahr für ihr Gebäude besteht, müssen Sie folgende Fragen beantworten:- Liegt mein Gebäude in einem großen Flusstal?
- Liegt mein Gebäude im Tal eines kleinen Flusses oder Baches?
- Liegt mein Gebäude oder Teile meines Gebäudes tiefer als das angrenzende Gelände?
- Liegt mein Gebäude in einem Gebiet mit Sturzflutgefahr?
- Verfügt mein Gebäude über eine ordnungsgemäße Entwässerung?
- Liegt mein Gebäude in einem Gebiet mit hohem Grundwasserstand?
Lokale Informationen
Fragen Sie Ihre Gemeinde, die Untere Wasserbehörde oder die Feuerwehr nach Besonderheiten in Ihrem Ortsteil und ob Erfahrungen mit Grundhochwasser, Deichbrüchen oder Starkregen vorliegen.
Prüfen Sie generell, ob Ihr Grundstück, Ihr Gebäude oder Teile des Gebäudes tiefer liegen als das angrenzende Gelände. Bei extremem Regen müssen Sie immer damit rechnen, dass sich Wasser sammelt und auf Ihr Grundstück fließt. Markieren Sie an Ihrem Gebäude die bekannten Hochwasserstände. So können Sie sich und Ihrer Familie oder künftigen Eigentümern bzw. Mietern das Risiko auch bei längerer Zeit ohne Hochwasser bewusst machen.
Gefahrenkarte für Deutschland
Um eine flächendeckende Informationsquelle für Hochwassergefahren in Deutschland zu schaffen, stellt die Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) einen deutschlandweiten Datensatz mit Überflutungsflächen bereit. Da die Daten von den zuständigen Behörden der Länder geliefert werden, bildet die Kartenanwendung der BfG eine nationale Schnittstelle zu den detaillierten Gefahren- und Risikokarten der Bundesländer gemäß EU-HWRM-RL (2007/60/EG).
Die BfG Hochwassergefahrenkarte stellt Überflutungsflächen für die Hochwasserszenarien "HQ häufig", "HQ 100" und "HQ extrem" bereit. Es ist jedoch zu beachten, dass aufgrund unterschiedlicher landesrechtlicher Regelungen die Methoden zur Ermittlung der Überflutungsflächen nicht bundesweit vereinheitlicht sind. Aus diesem Grund können Ungenauigkeiten und Abweichungen zu den Kartendiensten der Bundesländer, insbesondere an administrativen Grenzen, auftreten.
Die dargestellten Überflutungsflächen sind nicht zwingend identisch mit den lt. § 76 WHG gesetzlich festgesetzten Überschwemmungsgebieten. Außerdem sind Überarbeitungen auf Basis von neuen Erkenntnissen jederzeit möglich. Den aktuellen Stand zu festgesetzten Überschwemmungsgebieten finden Sie hier.
Die BfG Hochwassergefahrenkarte für Deutschland finden Sie hier.